Bewegungsmangel gilt als ein wichtiger Auslöser für diverse, oft chronische Erkrankungen. Als ein daraus resultierendes Problem diskutieren Wissenschaftler die Ansammlung von viszeralem Fett. Denn dieses steht im Verdacht, im Körper entzündliche Reaktionen hervorzurufen oder zumindest zu unterstützen. Die Fetteinlagerungen bilden einen Herd für systemische Entzündungen, der auf niedrigem Niveau lodert. Die Folge: ein ständig existenter Nährboden für Erkrankungen.
Sportliche Betätigung, daran besteht kein Zweifel, wirkt sich positiv auf unseren Körper und unser allgemeines Wohlbefinden aus. Regelmäßig und intensiv sollte das Training sein. Von der WHO wird regelmäßiges Krafttraining empfohlen 2-mal pro Woche.
Genau an dieser Stelle greift der Wirkmechanismus von Myokinen.
Erst im Jahr 2007 entdeckte die dänische Forscherin Bente Pedersen einen Botenstoff, der im menschlichen Körper mithilfe von Bewegung produziert wird. Sie fand die sogenannten Myokine, die als lokale Botenstoffe in unserem Organismus agieren. Ihre Bezeichnung setzt sich aus den griechischen Begriffen Mys für Muskel und Kinema für Bewegung zusammen und verweist auf ihre Entstehung in den Muskelzellen. Durch Bewegung können wir die Produktion dieser molekularen Substanz selbst fördern. Die Tatsache, dass es sich bei den Myokinen gewissermaßen um einen inneren Arzt handelt, den Sie selbst konsultieren können, wissen vermutlich die wenigsten.
Doch wie funktioniert dies nun und wie können wir von ihrer Heilwirkung profitieren?
Bildung der Myokine durch Muskelkontraktionen
Mithilfe von Muskelbewegungen werden Myokine produziert. Als Eiweiße verteilen sie sich vom Muskel über das Blut im ganzen Organismus. Schütten unsere Muskeln diese hormonähnlichen Substanzen aus, tasten sie im Körper die Zellen ab und docken an Rezeptoren an, die auf der Zelloberfläche verschiedener Organe sitzen. Dort geben sie Signale an die Zellen ab, was weitere biologische Reaktionen in der Zelle auslöst.
In Studien hat sich gezeigt, dass Myokine gefäßaktiv sind, d. h., sie können ein Gefäß kurz- oder langfristig aktivieren und die Gefäßgesundheit fördern. Je mehr wir uns bewegen, desto höher ist der Myokinwachstumsfaktor VGEF (Vacular endothelial growth factor), der dafür sorgt, dass sich die Blutgefäße verzweigen. Die Folge: Ihre Muskeln werden besser durchblutet und dadurch leistungsfähiger. Gleiches gilt übrigens für unsere Nervenzellen.
In einigen Untersuchungen hat sich gezeigt, dass sich nach dem Sport bis zu 20 Mal mehr Myokine im Blut befanden als vor der muskulären Beanspruchung. Mittlerweile weiß man, dass es 600 bis 700 verschiedene Myokine gibt — von deren Wirkweise wir aber gerade einmal zehn Prozent verstehen.
Dennoch ist eindeutig belegt, dass die Myokine folgende heilsame Effekte haben:
– Anregung des Fettstoffwechsels,
– Steigerung des Grundenergiebedarfs,
– Aufbau von Skelettmuskulatur,
– Verbesserung der Durchblutung,
– Anregung des Knochenwachstums,
– Heilung von Entzündungsvorgängen
– und Bildung neuer Gefäße.